Unsere evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers erstreckt sich von der holländischen Grenze bis zur Elbe, von der Nordsee und den Ausläufern von Hamburg bis vor die Tore Kassels. So vielfältig wie die Landschaft, so unterschiedlich sind auch die Menschen mit ihren je eigenen Frömmigkeitsprägungen in den sechs Sprengeln. Da gibt es viele, die tief verwurzelt sind im evangelischen Glauben, da gibt es die Hermannsburger Tradition mit ihren großen Missionsfesten oder in Göttingen die Prägungen durch eine Universitätsstadt mit einer Theologischen Fakultät. Im Westen ist etwa Osnabrück gar nicht nur katholisch - hier haben sich Jahrhunderte lang ein evangelischer und ein römisch-katholischer Bischof auf dem Bischofsstuhl abgewechselt. In Ostfriesland macht nicht nur der Tee munter, sondern auch das Engagement in der Tourismusseelsorge. Und im Osten: weites Land der Lüneburger Heide, einst abgeholzt zur Salzgewinnung, denn Salz bedeutete Reichtum. Aber auch hier keineswegs eine öde Landschaft, sondern kulturelle Vielfalt, politischer Diskurs, denken wir z.B. an das Wendland und die Debatte um ein Endlager für atomaren Abfall.

Etwas mehr als 3 Millionen Mitgliedern zählt unsere Landeskirche und ist so die zahlenmäßig größte in Deutschland. 2020 Pastorinnen und Pastoren und 687 Diakoninnen und Diakone sind in 1547 Kirchen- und Kapellengemeinden und in Einrichtungen für Verkündigung, Seelsorge und Unterricht zuständig. Bei den Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusikern sorgen 135 Hauptamtliche (mit A- und B-Stellen) und etwa 1500 Neben- und Ehrenamtliche für die musikalische Bildung und Verkündigung in den Gemeinden und Kirchenkreisen. 63 Superintendentinnen und Superintendenten gestalten die Leitungsaufgabe in den Kirchenkreisen und sorgen für die Verkündigung des Wortes Gottes sowie die Einhaltung von verabredeten Qualitätsstandards. Fünf Landessuperintendenten und eine Landessuperintendentin üben die geistliche Leitung in den Sprengeln aus. In jedem Sprengel vertreten kirchliche Einrichtungen in Diakonie, Sozialarbeit und Weiterbildung unsere Landeskirche mit klarem Profil. Die Kirchenleitung wird durch den Bischofsrat, das Kolleg des Landeskirchenamtes, den Senat, die Synode und die Landesbischöfin gemeinsam gestaltet.

Die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers ist präsent in vielfältigen Arbeitsfeldern als lebendige Volkskirche mit klarem lutherischen Profil und deutlichen Qualitätsstandards. Da gibt es große Bachchöre allerorten, Gospelmusik auf dem kleinsten Dorf, Menschen, die sich in oft langwährender Familientradition für ihre Kirche im Dorf einsetzen. Wie groß die Zahl der engagierten Christinnen und Christen in unserer Landeskirche ist, hat sich für mich auch besonders in der Vorbereitung des 30. Evangelischen Kirchentages 2005 in Hannover gezeigt, der ohne solches Engagement sicher nicht ein solch positives Signal für eine lebendige evangelische Kirche im 21. Jahrhundert hätte setzen können. In den letzten Jahren konnten wir vor allem die spirituellen Impulse deutlich verstärken.

Sie hat einen gut lutherischen Stil, unsere hannoversche Landeskirche. Zwischen Tradition und Innovation hat sie eine angemessene Balance gefunden und kann so Orientierung in einer Zeit vieler Umbrüche und Fragen geben. Manchen Abend, wenn ich durch die flache Heide oder den Teutoburger Wald zur Bischofskanzlei in Hannover zurück fahre, dann denke ich: ja, hier kann ich mich mit vielen anderen evangelischen Christinnen und Christen mit meinem Glauben gut beheimaten und wahrnehmen, was der Psalmbeter sagt: „Du stellst meine Füße auf weiten Raum“ (Ps 31,9).

Landesbischöfin Dr. Margot Käßmann
August 2007

(aus: http://www.evlka.de/index.php)